Der Online-Reise-Konzern Booking.com befürchtet, dass Pläne der EU-Kommission für eine schärfere Regulierung von großen Internetkonzernen wie Google über das Ziel hinausschießen.
„Es ist doch absurd, Booking.com und Google bei Regulierungsplänen in einem Atemzug zu nennen“, sagte Booking.com-Chef Glenn Fogel im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.). „Wir sind kein Torwächter in der Reisebranche. Nur 13 Prozent der europäischen Hotelumsätze werden über Booking.com abgewickelt“, sagte Fogel. Google erreiche in seinem Marktsegment einen höheren Marktanteil, den er auf 80 bis 90 Prozent schätze. „Wer im Internet nach ,Hotel in Berlin‘ sucht, findet Ergebnisse von Google und Angebote direkt von Hotels, die unmittelbar neben unseren stehen. Alle Online-Portale wie wir machen gemeinsam nur weniger als 30 Prozent des Hotelumsatzes aus“, sagte der Booking.com-Chef.
Fogel warnte, dass weitgehende EU-Regeln zum Standortnachteil für in Europa arbeitende Unternehmen werden. „Man stelle sich einmal vor: Mit neuen Regeln wird gesagt, dass Booking.com ein Gatekeeper bei Hotels sei und deshalb kein Geschäft mit Flügen oder Tickets für Sehenswürdigkeiten machen dürfe. Wir werden dann benachteiligt“, sagte er. „Die EU-Kommission würde verhindern, dass wir in Europa das gestalten, was unsere Wettbewerber wie Expedia aus Amerika oder Ctrip aus China machen und damit über alle Reiseleistungen mehr Volumen erreichen als wir.“
Für den Tourismus erwartet Fogel ein Erstarken nach der Corona-Krise. „Mit Impfstoffen, die jetzt auf den Markt kommen, werden wir die Pandemie überwinden können. Das Reisegeschäft wird sich erholen, allerdings nicht sofort. In einigen Jahren kann der Tourismus dann größer sein als 2019“, sagte er. „Wie lange die Erholung dauert, hängt davon ab, wie schnell Impfstoffe verteilt werden können und davon, ob Menschen Warnungen ihrer Regierungen befolgen oder nicht“, sagte er. Bis Ende September hatte der Konzern 2020 einen Überschuss von 224 Millionen Euro erreicht, 6 Prozent des Vorjahreswerts.