Die geplante Facebook-Währung Libra könnte Bürgern in Schwellen- und Entwicklungsländern zu mehr finanzieller Selbstbestimmung verhelfen.
Eichler und Thum schreiben weiter: „Gerade die Ärmsten haben in den meisten Schwellen- und Entwicklungsländern keinen Zugang zum Finanzsystem. Sie müssen für Kredite horrende Zinsen zahlen oder hohe Gebühren für Auslandsüberweisungen.“
Thum und Eichler mahnen jedoch: „Auch wenn die Libra Association die Vorteile für die Menschheit in den Vordergrund rückt, ist das Engagement der beteiligten Unternehmen natürlich nicht nur altruistisch. Wenn das System läuft, fallen Geldschöpfungsgewinne an. Denn die Libra Association kauft als Gegenwert für die Ausgabe unverzinslicher Libra verzinsliche Staatspapiere oder Bankeinlagen.“ Wertvoll seien für die Libra Association auch die Nutzerdaten. Denn es würden alle Transaktionen gespeichert. „Zahlungs- und Güterströme lassen sich damit ebenso analysieren wie die Zahlungsmoral von Kunden.“ Weiteres Geschäftspotenzial für die Libra Association biete der Aufbau eines digitalen Marktplatzes à la Amazon, wo sich dann ebenfalls alle Transaktionen eines Libra-Nutzers nachvollziehen lassen.“
Thum und Eichler ergänzen, weltweit habe sich eine staatliche Geldordnung etabliert, in der eine (mehr oder weniger) staatliche und doch unabhängige Zentralbank Geld schöpfe und das Finanzsystem staatlich reguliert sei. Dieses System könne seine Vorteile jedoch vor allem in demokratischen Systemen mit unabhängigen Zentralbanken entfalten. Die Libra sei ein Gegenentwurf zu dieser staatlichen Geldordnung. Deshalb seien Regierungen, Zentralbanken und Regulierer überwiegend skeptisch. Bei einer starken Verbreitung der Libra würde die offizielle einheimische Währung immer seltener verwendet. Die Wirkung der einheimischen Geldpolitik würde abnehmen, die Inflation ließe sich noch weniger steuern und würde tendenziell volatiler.