Das Management des Essener Mischkonzerns Thyssenkrupp hat, wie der SPIEGEL in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, offenbar nie ernsthaft geplant, die angeschlagene Stahlsparte an das britische Unternehmen Liberty zu verkaufen – trotz einer zuletzt deutlich verbesserten Offerte im Wert von rund 3,5 Milliarden Euro.
Wie hochrangige Manager des Konzerns berichten, sei die grundsätzliche Entscheidung bereits im Januar gefallen, wenige Wochen nachdem die Stahlsparte zum Verkauf gestellt worden war. Grund für die Ablehnung sei eine tiefe Skepsis gegenüber den undurchsichtigen Geschäfts- und Finanzierungsmethoden des Liberty-Chefs Sanjeev Gupta gewesen. Die Vorbehalte verstärkten sich, als die Stahlpreise vor wenigen Wochen wieder anzogen. Besonders die Arbeitnehmervertreter fürchteten, Gupta könnte die demnächst in Duisburg verdienten Millionen nicht am Standort reinvestieren, sondern zur Sanierung anderer Werke verwenden. Daraufhin brach Thyssenkrupp die Verhandlungen mit Gupta am Mittwoch ab. Dabei hatten die Bieter den Preis noch zwei Tage zuvor um rund eine halbe Milliarde Euro aufgebessert. Selbst die Chance, ein letztes und bindendes Angebot abzugeben, wurde den Briten verwehrt. Bei Thyssenkrupp hofft man, dass die Stahlkonjunktur weiter anzieht. Mit volleren Auftragsbüchern, so die Hoffnung, fände sich dann womöglich ein attraktiverer Fusionspartner. Das Management um Konzernchefin Martina Merz rechnet fest mit Milliardenhilfen aus der Staatskasse. Damit soll die Stahlproduktion ökologisch umgebaut werden.