Die Regierung will mit einem „Mindestbeteiligungsgebot“ den Frauenanteil in den Vorständen großer deutscher Konzerne erhöhen. Ohne Unterstützung durch den Gesetzgeber haben es derzeit 78 Frauen in die Chefetagen von 65 Dax-Unternehmen geschafft.
Das zeigt eine Sonderauswertung der Managementberatung Horváth & Partners für das Handelsblatt. Fazit: Wer den Altersdurchschnitt der Vorstände betrachtet, dem fällt eine Abweichung zum Zeitpunkt der Erstbestellung auf. Bei männlichen Vorständen liegt das durchschnittliche Alter bei gut 47 Jahren, bei Frauen bei knapp 49 Jahren. „Auch wenn der Lebenslauf jedes Vorstandes individuell unterschiedlich ist, scheint sich im Durchschnitt bei Frauen ein größerer Zeiteinsatz für die Familienbildung in einem höheren Besetzungsalter widerzuspiegeln“, erklärte Studienleiter Oliver Greiner, Partner für Strategie und Transformation bei Horváth & Partners, dem Handelsblatt.
Für die Analyse untersuchten die Berater die Führungsetagen der 160 im Dax, MDax, SDax und TecDax gelisteten Unternehmen zum Stichtag 30. Januar 2021. Insgesamt betrug der Frauenanteil an Vorstandspositionen elf Prozent: Den 78 Frauen stehen 614 männlichen Kollegen gegenüber. Noch immer haben 95 Dax-Unternehmen keine einzige Frau in ihren Vorstandsreihen.
Die Analyse zeigt zudem, dass es unter den Frauen mehr internationale Vorstände gibt: Gut jede vierte Vorständin kommt nicht aus einem deutschsprachigen Land. Bei den Männern ist es nur jeder fünfter. Für Studienleiter Greiner zeigt sich hierbei zweierlei: Die Aussage, dass Frauen mit Führungsverantwortung weniger mobil seien als Männer, treffe auf dieser Führungsebene nicht zu. Und: Der hohe Anteil an weiblichen Vorständen mit ausländischen Wurzeln zeige, dass im deutschsprachigen Raum noch zu wenig Frauen bis auf die höchste Ebene gefördert würden, so dass eine Rekrutierung über die Landesgrenzen hinaus notwendig sei.