„Die 20er Jahre sind das Jahrzehnt von Bildung, Forschung und Innovation. Deshalb appelliere ich an die Länder, Qualitätskonzepte zu erstellen und Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher so auszubilden, dass sie den wachsenden Anforderungen gerecht werden.“
Anja Karliczek:
Deutschland ist ein Land, in dem man unter „Innovation“ nicht nur technische Innovation versteht, sondern ganz klar auch gesellschaftliche Modernisierung. Zur gesellschaftlichen Modernisierung gehört auch, jungen Menschen ein Angebot zu machen, wie sie es brauchen, wenn sie Kinder haben, wie sie es brauchen, wenn beide Elternteile erwerbstätig sein wollen oder vielleicht auch müssen.
Gerade für international tätige Menschen ist so ein Angebot häufig eine Selbstverständlichkeit. Ich bin erst seit einer Woche wieder hier; ich war letzte Woche in Kalifornien. Im Silicon Valley hat mich ein Forscher angesprochen, der sich dafür interessiert, nach Deutschland zurückzukommen. Seine allererste Frage an mich war: Wie sieht es denn bei euch mit der Kinderbetreuung aus? Es geht eben nicht mehr nur um die Frage, ob wir das wollen oder nicht. Die Frage ist, ob wir für Menschen aus aller Welt, die hier bei uns arbeiten wollen, attraktive Rahmenbedingungen bieten können. Viele junge Wissenschaftler mit internationaler Erfahrung kommen gern nach Deutschland – übrigens auch hochangesehene Kl-Forscher, die wir hier dringend brauchen –, wenn wir ihren Kindern ein attraktives Bildungsangebot machen, wenn wir in Kita und Grundschule eine moderne Lehrmethode verwenden, wenn das ganzheitliche Kind im Mittelpunkt steht, wenn der Ganztag in der Grundschule nicht nur Betreuung, sondern ein hochattraktives Bildungsangebot enthält.
Jetzt stellt sich die Frage: Was ist denn ein hochattraktives Bildungsangebot? Dazu gehört, dass die Grundschule das schönste Gebäude im Ort ist, dass sie eine Einladung an alle Kinder ist, eine Wertschätzung für jeden, der das Gebäude betritt. Das ist natürlich noch nicht alles. Es braucht auch ein Konzept, das Bildungsinhalte, die Aufgabe der Länder sind – das betone ich hier –, mit dem räumlichen Angebot verknüpft. Wir als Bund wollen die Länder dabei unterstützen, Qualität in der Bildung und ganztägige Betreuung zu einem internationalen Aushängeschild für Deutschland zu machen. Das ist die Einladung, die die Fachkräfte aus aller Welt, die wir einladen, hier bei uns zu arbeiten, verstehen. Das ist die Einladung, die auch genügend Kl-Forscher, die wir hier dringend brauchen, nach Deutschland zurückbringt. Deswegen ist es mir ein echtes Anliegen, den Ganztag in der Grundschule zu einem weiteren Erfolgsmodell für Deutschland zu machen. Das Innovationsland Deutschland braucht ein attraktives Angebot für Kinder.
Die 20er Jahre sind das Jahrzehnt von Bildung, Forschung und Innovation. Deshalb appelliere ich an die Länder, Qualitätskonzepte zu erstellen und Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher so auszubilden, dass sie den wachsenden Anforderungen gerecht werden; denn Hand in Hand können wir, Bund, Länder und Kommunen gemeinsam, ein modernes Deutschland gestalten.
Vor einem Jahr haben wir dafür unser Grundgesetz geändert und die Möglichkeiten der Kooperation zwischen Bund und Ländern erweitert. Jetzt können wir diese neue Möglichkeit zum Ausbau der Ganztagsangebote nutzen. Der Beschluss, das Ganztagsfinanzierungsgesetz auf den Weg zu bringen, ist ein wichtiges Signal. Ein modernes Deutschland braucht nach dem Digitalpakt Schule, nach der Nationalen Weiterbildungsstrategie, nach der Leseoffensive jetzt eine Offensive für hochwertige Bildung im Ganztag in der Grundschule. Wir wollen bei der nächsten Pisa-Studie mit an der Spitze der europäischen Länder sein.
Ich bin davon überzeugt: Das Sondervermögen, das wir nun schaffen, wird Angebote möglich machen, die diesem hohen Anspruch gerecht werden. Damit schaffen wir ein Aushängeschild für Deutschland, ein attraktives Angebot für junge Familien, auch für junge Familien, die aus aller Welt als Forscher oder Fachkräfte zu uns kommen und hier bei uns mit ihren Kindern zu Hause sind. Lassen Sie uns heute gemeinsam den Grundstein dafür legen.
In Zeiten von Corona und Schulschließungen stellt sich die Frage nach Ganztagsbetreuung durchaus. Wer betreut denn, wenn alles geschlossen ist, aber ein(e) Alleinerziehende(r) weiter arbeiten gehen muss, das soziale Miteinander gibt es ja nicht, da die Kanzlerin Abstand verfügt… Pandemie-Urlaub gibt es vom Arbeitgeber auch nicht.