Der Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Bundestag, Anton Hofreiter, fordert im Zusammenhang mit den Bränden und Rodungen im Amazonasgebiet, das Mercosur-Handelsabkommen zu stoppen.
Der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (F.A.S.) sagte er, durch das Abkommen werde „die Vernichtungsspirale des Amazonas weiter beschleunigt“. Hofreiter fügte hinzu: „Der Grund liegt auf der Hand: Es wird abgeholzt und abgebrannt, um Platz für Soja und Export-Rinder auch für den europäischen Markt zu schaffen.“ Die Kanzlerin müsse sich Frankreich und Irland anschließen und Bolsonaro klarmachen, dass es ohne Einhaltung von guten Klima-, Naturschutz- und Menschenrechtsstandards kein Abkommen geben könne. „Doch die Ankündigung, an dem Abkommen festzuhalten, zeigt, dass für die Bundesregierung, immer wenn es konkret wird, kurzfristige wirtschaftliche Interessen oberste Priorität haben“, so Hofreiter in der F.A.S. „Anstatt Bolsonaro mit einem Freihandelsabkommen zu belohnen, muss die Bundesregierung sich in der EU für einen Importstopp für Produkte einsetzen, die den Regenwald zerstören. Wir dürfen nicht zulassen, dass Klimaschutz, Natur und Menschenrechte für den Profit einiger weniger Agrokonzerne geopfert werden.“
Auch die Vorsitzende des Umweltausschusses im Bundestag, die Grüne Sylvia Kotting-Uhl, spricht von einem Weckruf. Der F.A.S. sagte sie: „Die Weltgemeinschaft muss schnell Verantwortung für die Klimakrise und deren Folgen übernehmen.“ Das Mercosur-Abkommen benötige „effektive Regeln zum Schutz des Klimas“. Landwirtschaft und Bergbau hätten keinen Platz im Amazonas.
Die umweltpolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Marie-Luise Dött sagte der F.A.S. hingegen, Deutschland dürfe nicht den Fehler begehen, international als Besserwisser aufzutreten. „Es ist jetzt an der Zeit, dass die G7-Staaten den Dialog mit Präsident Bolsonaro suchen. Gegenseitige
Schuldzuweisungen helfen uns nicht weiter. Oberstes Ziel muss der Erhalt der
grünen Lunge unserer Erde sein“, so Dött in der F.A.S.
Ähnlich sieht es der SPD-Umweltpolitiker Michael Thews. Der F.A.S. sagte er, Deutschland könne das Geschehen im Amazonasgebiet nicht einfach hinnehmen, zumal die Bundesregierung selbst die Rettung des Regenwaldes finanziell unterstützt habe. „Ich bin für ein abgestuftes Verfahren. Erst alle diplomatischen Kanäle nutzen, um die rechtspopulistische Regierung Bolsonaros zur Besinnung zu bringen. Wenn das nicht hilft: wirtschaftliche Sanktionen.“
Der FDP-Umweltpolitiker Lukas Köhler sagt der F.A.S.: „Die Wälder des Amazons sind essentiell für den Klimaschutz, deshalb müssen Deutschland und die übrigen G7 handeln und den Druck auf den brasilianischen Präsidenten erhöhen. Bolsonaro hat neben der wichtigen Funktion des Amazonas für den weltweiten Klima- und Artenschutz noch nicht verstanden, dass er für sein Land und seine Bürger eine wichtige wirtschaftliche Grundlage zerstört.“