„Fachkräfteengpässe bleiben trotz Konjunkturschwäche eine große Herausforderung für die deutschen Unternehmen“, fasst der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks die Ergebnisse des DIHK-Fachkräftereports 2020 zusammen, an dem sich 23.000 Unternehmen beteiligt hatten.
Nach wie vor habe fast jedes zweite davon Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen – und das, obwohl wegen der gebremsten Geschäftserwartungen derzeit wieder weniger Industriebetriebe neues Personal suchten.
Für diejenigen Unternehmen, die Stellen besetzen wollen, gestalte sich die Suche „nach wie vor schwierig“, berichtet Dercks. Infolge der Engpässe sähen sich manche Firmen gezwungen, ihr Angebot einzuschränken oder Aufträge abzulehnen.
Gesamtgesellschaftliche Dimension
„Der Fachkräftemangel wirft längst nicht mehr nur für die Betriebe Fragen auf, sondern für unsere Gesellschaft insgesamt“, betont der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer: „Wie gelingt beispielsweise hierzulande der für die Wirtschaft so wichtige Strukturwandel rund um die Digitalisierung und die Datensicherheit, wenn in den Betrieben die IT-Kräfte fehlen? Wie sichern wir eine gute Gesundheitsversorgung bei knappen Pflegekräften? Wie gelingen Wohnungs- und Infrastrukturausbau bei Fachkräftemangel in der Bauwirtschaft? Wie kann die Planungsbeschleunigung bei Infrastrukturvorhaben vorankommen, wenn in den Planungsbüros die Fachleute fehlen?“
Und die Situation werde sich noch weiter verschärfen: „Bis zum Jahr 2035 nimmt das Angebot an Arbeitskräften in Deutschland um bis zu sechs Millionen ab – und ohne fortgesetzte Zuwanderung von Fachkräften wären es sogar noch deutlich mehr“, warnt Dercks. „Das sind nur noch 15 Jahre. Der Demografie-Countdown läuft.“
Duale Ausbildung stärken …
Zur nachhaltigen Fachkräftesicherung müsse es noch besser gelingen, die duale Ausbildung zu stärken – schließlich fehlten zunehmend vor allem beruflich Qualifizierte. Dabei gelte es, die Berufsschulen für das digitale Zeitalter auszustatten, so Dercks. Hierfür benötigten sie in den kommenden Jahren Investitionen in Höhe von 2,5 Milliarden Euro, also die Hälfte der Gelder aus dem Digitalpakt.
… und Zuwanderung flankieren
Auch die Bedeutung der Zuwanderung als Baustein der Fachkräftesicherung wachse, fährt der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer fort. Ausländische Arbeitskräfte machten mittlerweile über die Hälfte des Jobaufbaus aus.
„Fast ein Drittel der hiesigen Unternehmen hat in den letzten Jahren Mitarbeiter aus dem Ausland eingestellt – in erster Linie aus der EU“, berichtet er. Mehr als jeder zehnte Betrieb plane zudem, auch Fachkräfte aus Nicht-EU-Staaten zu gewinnen. Weil dies aus Sicht der Betriebe jedoch nicht einfach sei, wünsche sich fast jedes dritte Unternehmen mehr Information und Unterstützung.
Dercks versichert: „Die IHK-Organisation wird dazu gemeinsam mit Partnern aus Politik und Verwaltung gerade angesichts der Neuregelungen des Fachkräfteeinwanderungsgesetz ihren Beitrag leisten.“