DIW: Lagarde muss Glaubwürdigkeit von EZB „wiederherstellen“

Nach Ansicht von DIW-Präsident Marcel Fratzscher hat die EZB unter der Führung von Mario Draghi an Glaubwürdigkeit verloren. Die designierte EZB-Präsidentin Christine Lagarde müsse „diese Glaubwürdigkeit, gerade in Deutschland, erst wiederherstellen“, sagte Fratzscher der RTL/n-tv Redaktion. In anderen Ländern werde die Geldpolitik der EZB „mehr akzeptiert“, so der DIW-Chef weiter. Er erwarte von Lagarde keine Kehrtwende in der Geldpolitik.

Lagarde sei auf die Rückendeckung der Politik und vor allem der Bundesregierung angewiesen. „Eine EZB-Präsidentin ist nicht allmächtig“, sagte Fratzscher. Ohne Reformen in der Fiskalpolitik würden die Zinsen niedrig bleiben. „Die Geldpolitik hat ihre Möglichkeiten zum größten Teil ausgeschöpft“, so der DIW-Chef weiter.

Gerade die Kritiker müssten sich darüber im Klaren sein: Lagarde könne die Geldpolitik alleine gar nicht ändern. „Natürlich wollen wir, dass die Zinsen wieder steigen. Das gelingt aber nur mit mehr  Wachstum in Europa, und dafür muss auch die Politik ihre Hausaufgaben machen“, sagte Fratzscher. Zugleich kritisierte er die Bundesregierung: Sie müsse sich „demonstrativ hinter die EZB und Frau Lagarde stellen und sie vor Angriffen schützen.

Sie darf in Zukunft nicht mehr als Sündenbock für die Fehler, die in Europa passiert sind, verantwortlich gemacht werden“, so der DIW-Präsident. Als erstes müsse die ehemalige IWF-Chefin dringend Brücken schlagen. „Gerade die Deutschen fühlen sich ausgeschlossen und werfen der EZB vor, dass ihre Interessen nicht berücksichtigt werden“, sagte Fratzscher der RTL/n-tv Redaktion.

Sie müsse den Kritikern klarmachen, „dass jeder von einem stabilen Euro profitiert“. Dass Lagarde keine Ökonomin ist, disqualifiziere sie nicht für den Posten. „Ich halte Frau Lagarde für sehr qualifiziert“, so der DIW-Chef weiter. Sie habe viel Erfahrung im Umgang mit Krisen und sei eine exzellente Kommunikatorin. „Ihre große Stärke wird es sein, den Menschen zu erklären,  was sie am Euro haben“, so Fratzscher.

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