DIW: Mindestabstände bremsen Ausbau der Windenergie

Aktuelle DIW-Studie zeigt, dass Abstandsregelung für Windräder in Bayern Ausbau der Windenergie um 90 Prozent gedrosselt hat – Ergebnisse lassen sich auf 1000-Meter-Regelung im Bund übertragen: Starke Einbrüche sind auch hier zu erwarten – Akzeptanz für Windenergieanlagen ist eher mit stärkerer finanzieller Beteiligung der Kommunen zu erreichen

Der geplante Mindestabstand von 1000 Metern von Windkraftanlagen zu Wohnsiedlungen wird den Ausbau der Windenergie stark drosseln. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Die beiden Studienautoren Jan Stede und Nils May haben die Wirkung der bestehenden Mindestabstandsregelung in Bayern analysiert. Seit dem Jahr 2014 muss dort das Zehnfache der Höhe einer Anlage als Abstand zur nächsten Wohnsiedlung eingehalten werden (10 H-Regelung). „Entgegen dem Bundestrend sind die Genehmigungen für Windräder in Bayern in den Folgejahren eingebrochen. Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass hierfür die bayerische 10 H-Regelung die Ursache ist“, berichtet DIW-Ökonom Jan Stede.

Am kommenden Dienstag will das Bundeskabinett darüber entscheiden, ob künftig auf Bundesebene wie im Klimapaket vereinbart ein Mindestabstand bei Windkraftanlagen von 1000 Metern zu Siedlungen gelten soll. Dadurch erhofft sich die Bundesregierung, die Akzeptanz für den Ausbau der Windenergie zu erhöhen. Durch vielfache Klagen und langwierige Genehmigungsverfahren ist der Ausbau der Windenergie in den vergangenen beiden Jahren bundesweit stark eingebrochen. „Striktere Mindestabstände stärken die Akzeptanz der Windräder in der Bevölkerung im Allgemeinen nicht“, prognostiziert Studienautor Nils May. „Mindestabstände haben in Bayern die Windenergie zusammenbrechen lassen und stünden auch im Bund dem Erreichen der Klimaziele im Weg.“ Die kausale ökonometrische Analyse zeigt, dass die Genehmigung von Windenergieanlagen dort um bis zu 90 Prozent eingebrochen ist. Auch die Einführung bundesweiter pauschaler Mindestabstände dürfte den Ausbau der Windenergie ausbremsen und die Erreichung der Klimaziele erschweren.

Durch die Abstandsregelungen würde sich vor allem das Flächenpotential für die Windenergie stark reduzieren. „Die Auswirkungen von Mindestabständen vervielfältigen sich, wenn sie auch zu Splittersiedlungen und für den Ersatz von Altanlagen gelten“, so Nils May. „Für das Erreichen der Klimaziele brauchen wir mehr Flächen für die Windenergie, nicht weniger. Pauschale Mindestabstände torpedieren die Energiewende“, ergänzt sein Kollege Jan Stede. „Um die deutschen Klimaziele für das Jahr 2030 zu erreichen, wird ein Ausbau der Windenergie an Land dringend benötigt – und zwar viel stärker als derzeit. Einen Verzicht auf die Windenergie an Land kann sich eine erfolgreiche Energiewende nicht leisten.“

Um die Akzeptanz für die Windenergie zu erhöhen, schlagen die beiden Autoren vor, die Kommunen stärker finanziell an neuen Windkraftanlagen zu beteiligen. Damit würden die Bereitstellung von Flächen entlohnt und raumplanerische Anreize geschaffen. „Gerade ländliche Gemeinden könnten ihren finanziellen Spielraum deutlich aufbessern“, schlägt Nils May vor. „Dadurch würde Potential für kostengünstige Windenergie an Land erschlossen und damit die Energiewende auch insgesamt günstiger.“

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