Bei dem deutschen Unterhaltungssender Pro7 tobt ein harter Machtkampf.
Der italienische Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi will nach Informationen von Business Insider seinen Einfluss auf den Sender ausweiten – und den Vertrag von Senderchef Rainer Beaujean im kommenden Jahr auslaufen lassen. Auch drei Posten im Aufsichtsrat müssen nächstes Jahr verlängert oder neu besetzt werden. Berlusconi will diese mit „unabhängigen Experten“ besetzen, die er selber auswählt. Den Vertrag von Beaujean will der Ex-Regierungschef nach Informationen von Business Insider nicht verlängern, weil dieser der Machtausweitung des Ex-Regierungschefs im Sender entgegensteht.
Aus Pro7-Unternehmenskreisen heißt es, dass der Sender von einem größeren Einstieg der Italiener keinerlei Nutzen habe. Mediaset sei ein Medienkonzern der kaum digitalisiert sei – und genau deswegen Interesse an Pro7 habe. Intern wird beim deutschen Sender vermutet, dass Berlusconi mittelfristig noch mehr Anteile erwerben will. In den vergangenen Monaten hat er diese erst auf rund 23 Prozent erhöht. Davon sind Teile Optionen und Derivate, die er nun nach Informationen von Business Insider in stimmberechtigte Aktien umwandeln will. Damit hätte er eine Sperrminorität im Aufsichtsrat – und könnte seine Pläne für die Konzernspitze und die Besetzung des Kontrollgremiums wohl durchsetzen.
Berlusconi versucht nach Informationen von Business Insider einen Keil zwischen den Vorstandsvorsitzenden Beaujean und Werner Brandt, den Chef des Aufsichtsrates bei Pro7 zu treiben. Demnach solle sein Medienkonzern Mediaset bereits die Geschichte lancieren, dass Brandt mit der Arbeit von Beaujean unzufrieden sei und finde, dass dieser eine Fehlbesetzung sei. Bei Pro7 scheint man davon Notiz genommen zu haben haben. Die Auseinandersetzung mit Mediaset wollte der Sender zwar nicht kommentieren, schickte aber vielsagend ein Statement des Aufsichtsratsvorsitzenden Brandt als Antwort zurück. „Der Aufsichtsrat unterstützt voll und ganz den Vorstand und die Strategie von ProSiebenSat.1. Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung des Unternehmens seitdem Rainer Beaujean mit seinem Team im März 2020 das Unternehmen leitet.“ Mediaset ließ Fragen von Business Insider zum Machtkampf unbeantwortet.