HAMBURG. Im Milliardengeschäft mit Autosoftware erwägt Volkswagen Kooperationen.
»Wir sind offen für Diskussionen und bereit, unsere Plattform zu teilen«, sagt Konzernboss Herbert Diess. Die Entwicklung von Betriebssystemen und Software für das autonome Fahren erfordere hohe Einmalkosten. Da sei es entscheidend, am Ende möglichst viele Fahrzeuge mit der Technologie auszustatten. Auch eine Zusammenarbeit mit Wettbewerbern wie BMW oder Daimler schließt Diess nicht aus. Entscheidend sei, dass die hiesige Autoindustrie das Geschäft mit Software und Daten nicht allein Apple, Google oder Tesla überlasse. »Wenn Europa die Datenhoheit im Auto verliert«, warnt Diess, »dann machen wir uns komplett abhängig von Hightechkonzernen aus den USA oder China.«
BMW-Entwicklungsvorstand Frank Weber hatte diese Woche einen Schulterschluss der drei großen Autohersteller bei der Software gefordert. Wenn jeder Konzern sein eigenes Betriebssystem entwickle, sagte Weber zu Beginn der Automesse IAA, führe das in eine Sackgasse. Zulieferer wie Bosch oder Continental müssten ihre Komponenten in diesem Fall für jeden Hersteller gesondert programmieren. Unterstützung erhält der BMW-Manager von Harald Kröger, Geschäftsführer für Mobilitätslösungen bei Bosch. »Wir können uns vorstellen, bestimmte Standards und Softwarekomponenten gemeinsam zu entwickeln«, sagt er. Man könne dabei analog zu Autosar vorgehen, einer bestehenden Entwicklungspartnerschaft, die darauf abzielt, elektronische Steuergeräte zu standardisieren.
Diess erwägt noch weitergehende Kooperationen. Vieles sei denkbar, heißt es aus dem Konzern, von der gemeinsamen Entwicklung einzelner Komponenten bis zur Übernahme der kompletten VW-Plattform durch Wettbewerber.
Volkswagen sei in der Lage, ein eigenes Betriebssystem zu entwickeln, sagt Diess. Rund zehn Millionen jährlich verkaufte Autos gewährleisteten zudem die Wirtschaftlichkeit des Projekts. »Wir können uns aber vorstellen, uns für Dritte zu öffnen, um damit noch mehr Schlagkraft zu entwickeln«, ergänzt Diess.
Bislang konzentriert sich Volkswagen allein auf Autosoftware für sich und die Konzernmarken Porsche und Audi. Die Tochterfirma CARIAD soll Europas größter Softwarekonzern hinter SAP werden. Dafür will VW jährlich 2,5 Milliarden Euro investieren. 10 000 Fachkräfte sollen 2025 bei CARIAD arbeiten. Als denkbar gilt, dass VW auch seinen Talentpool für Kooperationen öffnet. Programmierer und IT-Ingenieure verschiedener Hersteller könnten dann mit vereinten Kräften Software entwickeln, um Produkten wie Amazons Sprachsteuerung Alexa Paroli zu bieten.