Mitten in der größten Elektrooffensive der Konzerngeschichte müssen Volkswagens Führungskräfte mit Benzin- und Dieselautos vorliebnehmen.
E-Autos und Hybridmodelle würden als Dienstwagen »voraussichtlich bis Ende 2022 nicht bestellbar sein«, teilte der Autohersteller seinen rund 18 000 Managerinnen und Managern diese Woche per E-Mail mit. Die Auslieferung bestimmter Geschäftsfahrzeuge, heißt es darin, werde sich »zum Teil erheblich verzögern«, auch wegen begrenzter »Teileverfügbarkeit« und Kurzarbeit. Auf Nachfrage begründet VW die Maßnahme mit dem aktuellen Elektroboom. In den ersten neun Monaten des Jahres seien 167800 E-Autos der Kernmarke ausgeliefert worden, gut 30 000 mehr als im Gesamtjahr 2020. Die Produktion sei voll ausgelastet, das E-Auto-Werk im sächsischen Zwickau arbeite im Dreischichtbetrieb. Die Belieferung externer Kunden mit E-Fahrzeugen habe nun Priorität. Ursprünglich hatte der Konzern seine Manager dazu aufgerufen, möglichst CO2-freundliche Autos als Dienstwagen auszuwählen. Diese Regel wurde bereits im Juni mangels verfügbarer E-Modelle aufgeweicht. (SPIEGEL 24/2021). Damals waren jedoch immerhin noch Hybridfahrzeuge verfügbar. Auch die ursprünglich angekündigten Sanktionen für Manager, die keine E-Autos fahren wollen, gelten nicht mehr: Der »CO2-Kompensationsbeitrag« von 15 Euro pro Monat werde »bis auf Weiteres ausgesetzt«. Der ungewöhnliche Schritt erfolgt wenige Tage nach einem digitalen Gastauftritt Elon Musks bei einer VW-Tagung im österreichischen Alpbach. Der Tesla-Chef hatte rund 200 Topmanagern dort die Vorzüge der Elektromobilität erläutert und Volkswagen für Fortschritte bei der Transformation gelobt. Anfang der Woche rief VW-Boss Herbert Diess zudem über das Karrierenetzwerk LinkedIn dazu auf, von Benzin- und Dieselfahrzeugen auf E-Autos umzusteigen. Einen Verbrenner zu fahren sei bis zu 50 Prozent teurer als der Betrieb eines Stromers.