Der Münchner Triebwerkhersteller MTU hat, wie der SPIEGEL in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, eine Schlappe bei der Entwicklung sparsamer und leiser Flugzeugturbinen hinnehmen müssen.
Die Firma stellt mit dem US-Konzern Pratt & Whitney das Antriebsaggregat für den angeblich besonders umweltfreundlichen Airbus A320 neo her. Bereits vor zwei Jahren klagten Kunden wie die Lufthansa über Fehler, etwa Vibrationen oder fehlerhafte Dichtungen. Die Probleme wurden beseitigt, doch nun gibt es neuen Ärger. Die Münchner hatten in der Niederdruckturbine Schaufeln aus dem Leichtbauwerkstoff Titanaluminid eingebaut, um Gewicht zu sparen. Die Innovation wurde sogar durch das Luftfahrtforschungsprogramm des Wirtschaftsministeriums gefördert. Doch das Material ist hochempfindlich; der Instandhaltungsaufwand erwies sich als zu hoch. Die Teile mussten daher ausgetauscht und durch herkömmliche Schaufeln mit nickelbasierter Legierung ersetzt werden. Die Kosten tragen MTU und Pratt & Whitney. Ein MTU-Sprecher sagt, die »Garantiewerte für einen niedrigeren Treibstoffverbrauch« würden dennoch eingehalten. Bis Jahresende sollen 1100 Triebwerke umgerüstet sein, ein Großteil der betroffenen Flugzeuge steht wegen der Pandemie ohnehin am Boden.