Noch nie in der deutschen Nachkriegsgeschichte ist die Wirtschaftsleistung so stark eingebrochen wie im zweiten Vierteljahr.
„Die Wirtschaft ist in bespielloser Weise abgestürzt. Sie hat sich aber im Coronatal gefangen und klettert nun wieder aufwärts, ohne bislang die alte Höhe erreicht zu haben“, kommentiert ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser die Zahlen des Statistischen Bundesamts. „Aufs Gesamtjahr gerechnet wird es zu einem Minus der Wirtschaftsleistung in der Größenordnung von 5 Prozent kommen.“
„Durch die allmähliche Lockerung stiegen im Mai im Einzelhandel die Umsätze kräftig, da viele Käufe nachgeholt wurden. Aber auch in den anderen Wirtschaftszweigen zogen Produktion und Umsätze allmählich wieder an“, ergänzt Wollmershäuser. Zudem hat sich das vom ifo Institut ermittelte Geschäftsklima in vielen Unternehmen zuletzt deutlich verbessert. „Demnach dürfte es in der zweiten Jahreshälfte 2020 zu einer spürbaren Erholung kommen.“
Diese Einschätzung beruht allerdings auf Annahmen über den weiteren Verlauf der Epidemie und die politischen Reaktionen darauf. Beide Entwicklungen sind mit hoher Unsicherheit behaftet. So wird insbesondere unterstellt, dass die Lockerungen fortgesetzt werden, ohne dass es dabei zu einem erneuten flächendeckend Anstieg der Infektionen kommt.
Die Erholung am Arbeitsmarkt verläuft bislang schleppend. So hat zwar die Arbeitslosigkeit im Juni ihren Höhepunkt erreicht. Allerdings fiel der saisonbereinigte Rückgang im Juli nur schwach aus. Auch die Anzahl der Unternehmen, die Kurzarbeit fahren, geht nach Schätzungen des ifo Instituts sehr langsam zurück. Vor allem im Gastgewerbe und im Verarbeitenden Gewerbe sind noch überdurchschnittlich viele Unternehmen betroffen. Während die Industrie vor allem unter einer schwachen Auftragslage leidet, werden die Umsätze in der Gastronomie weiterhin durch Corona-Auflagen beschränkt.