Ewald Nowotny, scheidender Gouverneur der österreichischen Notenbank, hat sich gegen eine schnelle Wiederaufnahme des Anleihekaufprogramms der Europäischen Zentralbank (EZB) ausgesprochen.
„Meine persönliche Sicht ist, dass wir uns derzeit in einer Phase der Unsicherheit mit Blick auf den Zustand der Weltwirtschaft befinden, in der es zunächst einmal wichtig ist, sämtliche Informationen zu sammeln“, sagte Nowotny der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (F.A.S.). Dann könne man weitersehen. An den Finanzmärkten wird erwartet, dass die EZB auf ihrer nächsten Sitzung am 12. September beschließen wird, zusätzliche Anleihen zu kaufen.
Nowotny kritisierte auch die starke Ausrichtung der Geldpolitik auf die Finanzmärkte. „Ich sehe die Gefahr, dass wir manchmal zu marktgetrieben agieren. Ich persönlich sehe keinen Nachteil darin, Märkte auch einmal zu überraschen und nicht ihren Erwartungen zu entsprechen.“
Der Notenbankchef hat seit seinem Amtsantritt im Jahr 2008 zunächst mit EZB-Präsident Jean-Claude Trichet, später dann mit dessen Nachfolger Mario Draghi zusammengearbeitet. Zu den Unterschieden in der Zusammenarbeit sagte er der F.A.S.: „Trichet arbeitete in sehr viel stärkerem Maße teamorientiert als Draghi, wir hatten unter Trichets Führung beispielsweise mehr Sondersitzungen und Telefonkonferenzen. Draghi verfolgt dagegen eine viel stärkere Zentralisierung der Geldpolitik. Das bedeutet: Er erarbeitet die Grundlagen der geldpolitischen Strategie mit einer kleinen Gruppe von vertrauten Experten und präsentiert sie dann dem EZB–Rat. Die nationalen Notenbankchefs sind also im Vorfeld von Entscheidungen weniger involviert.“ Beide seien aber Persönlichkeiten, die er sehr schätze.
Nowotny übergibt sein Amt in der kommenden Woche an Robert Holzmann.