Im Verfahren gegen hochrangige VW-Manager meldet sich der Mann zu Wort, der den Dieselskandal einst mit enthüllt hat. Alberto Ayala, ehemaliger Vizechef der kalifornischen Umweltbehörde Carb, bezeichnet die Verteidigungslinie des Volkswagen-Konzerns als „lächerlich“.
Die deutschen Strafverfolger haben an diesem Dienstag Anklage gegen VW-Chef Herbert Diess, seinen Vor-Vorgänger Martin Winterkorn sowie gegen den Aufsichtsratsvorsitzenden Hans Dieter Pötsch erhoben, weil die drei Manager VW-Aktionäre zu spät über den Dieselbetrug und die deshalb drohenden Milliardenstrafen informiert haben sollen. Alle drei Beschuldigten bestreiten das: Sie hätten nicht geahnt, dass die US-Behörden monatelang getäuscht worden seien – und deshalb entsprechend harte Strafen verhängen würden.
Ayala kann die Argumentation nicht nachvollziehen. „Die Ausrede, dass die Führungsspitze nichts gewusst hat, ist sehr schwach“, sagte Ayala dem SPIEGEL. Die VW-Mitarbeiter, die ihn damals getäuscht haben, hätten im Austausch mit der VW-Zentrale in Wolfsburg gestanden. Sie seien nach seiner Kenntnis für das, was sie taten, autorisiert gewesen. Das Argument von VW, das harte Vorgehen der US-Behörden bedeute einen „Paradigmenwechsel“, will Ayala nicht gelten lassen. „Es gibt keinen Paradigmenwechsel in der Art und Weise, wie wir den Fall behandelt haben“, sagt der Umweltaufseher. Die Carb habe sich im Fall Volkswagen strikt an das gängige Prozedere gehalten. Der historische Präzedenzfall bestehe nicht darin, wie die Behörden auf VW reagiert hätten, sondern darin, „wie ungeheuerlich deren Verstöße waren und wie sie uns, unseren guten Willen zur Zusammenarbeit und unser System ausgenutzt haben.“