Der Fall Wirecard sei „ein Super-Gau für die Wirtschaftsprüfer“, sagt Michael Gschrei, Vorstandssprecher des Verbands wp.net, in dem sich mittelständische Wirtschaftsprüfer organisiert haben.
Im Interview mit dem Handelsblatt macht Gschrei den Bilanzkontrolleuren der Gesellschaft EY große Vorwürfe: „Die Prüfer haben bei Wirecard wohl nicht genau hingeschaut.“ Man habe offenbar die von Wirecard vorgelegten Belege einfach akzeptiert und nicht weiter nachgefragt. Versagt habe bei EY auch die gesetzlich vorgesehene interne Qualitätssicherung durch einen Aufpasser.
Konkret moniert Gschrei, wie die Prüfer mit den 1,9 Milliarden Euro umgingen, die angeblich auf Treuhänderkonten bei zwei philippinischen Banken lagen. „Der Prüfer braucht die Originalbestätigung der Bank, auf seinen Namen ausgestellt. Die Prüfer hätten gut daran getan, nach Manila zu fahren und mit den zwei Banken zu reden.“ Offenbar seien die Institute jedoch nicht mal angeschrieben worden. Er glaube, so Gschrei im Handelsblatt, dass Aktionäre mit Erfolg gegen EY klagen könnten: „Das alles war für mich grob fahrlässig. Es liegt für mich eine große Fehlerkette vor.“
Gschrei sieht dabei auch ein generelles Versagen des Prüfsystems. Dies liege auch daran, dass die Abschlussprüferaufsicht mit langjährigen Mitarbeitern der vier großen Prüfungsgesellschaften bestückt sei. Es brauche eine von den vier größten Prüfungsgesellschaften, den „Big Four“, unabhängige Aufsicht. Dies sei nur durch ein Nachjustieren der EU möglich.
Nur EY? Die Liste derer, die hier ganz offensichtlich versagt haben, ist doch viel länger.
Der Wirecard-Aufsichtsrat, EY, die BAFin, die Staatsanwaltschaft München I, die Aktionäre, das Bundesministerium der Finanzen… und und und.