Mediaset-Finanzchef Giordani geht ProSieben-Sat1-Management an

Marco Giordani, Finanzchef des italienischen Medienimperiums Mediaset, übt harte Kritik an der Führung von ProSiebenSat1.

Das Unternehmen habe »in den letzten Jahren versucht zu überleben, ohne eine Strategie für sein Mediengeschäft zu haben«, sagte Giordani dem SPIEGEL. Der Versuch, sowohl eine TV-Sparte als auch Portale wie Verivox oder Parship zu betreiben, habe dazu geführt, »dass die Sender gelitten und Marktanteile an RTL verloren haben«. Das Management von ProSiebenSat.1 sei »jetzt in der Pflicht, den Aktionären eine Wachstumsstrategie vorzulegen, im Moment sehe ich die nicht«.

Alles, was zuletzt vorgelegt worden sei, »führt nur dazu, dass das Unternehmen schrumpft«. Mediaset, die Sendergruppe des früheren italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, ist mit insgesamt 24,2 Prozent größter Einzelaktionär von ProSiebenSat1. Mediaset arbeitet derzeit daran, sein Geschäft in Spanien und Italien zu einer »Media for Europe« zu fusionieren und wirbt für ein Zusammengehen mit ProSiebenSat.1. In der Branche wird daher spekuliert, die Mailänder könnten ihren Anteil aufstocken wollen.

Einem Übernahmeangebot erteilte Giordani jedoch eine Absage: »Gegenwärtig schließen wir das aus.« Man wolle dem Management in Unterföhring »keine Stratege aufdrücken, wir wollen es auch nicht bekämpfen. Vielleicht hat die Führung von ProSiebenSat.1 eine eigene Idee, woher das Wachstum künftig kommen soll«. An einer Konsolidierung auf dem europäischen TV-Markt führe jedoch kein Weg vorbei. Durch gemeinsame Technologien könnten Kosten gespart werden, etwa bei Streaming-Lösungen. Um gegen die Giganten aus den USA anzukommen, reiche aber auch das nicht aus, so Giordani. »Der Kampf gegen Amazon und Netflix ist aussichtslos.« Gegen deren Finanzkraft habe man in Europa »ohnehin keine Chance«. Sorgen über einen politischen Einfluss Berlusconis hält Giordani für unbegründet: »Unser Geschäftsmodell beruht nicht darauf, Herrn Berlusconi oder sonst jemandem einen Gefallen zu tun.« Heute sollten sich Politiker »eher vor der Marktmacht von Google und Facebook fürchten«.

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