Die Coronapandemie hat die Umstellung von in der Europäischen Union verkauften Autos auf neue Abgasregeln verzögert. Corona beeinträchtige die Arbeit in der Typgenehmigung bis heute, sagte der europäische Autoverband ACEA der WirtschaftsWoche.
In den nächsten Monaten treten EU-weit neue Abgasregeln in Kraft – am 1. September für leichte Nutzfahrzeuge wie Transporter, ab Januar 2021 für neu zugelassene Pkw. Der deutsche Branchenverband VDA bestätigte der WirtschaftsWoche Probleme: Wegen Kurzarbeit und Produktionsstopps bei Herstellern, Zulieferern und technischen Diensten könne es bei Zertifizierungen und damit dem Übergang auf die neue Richtlinie zu Verzögerungen kommen. Deshalb könnten zunächst nicht alle derzeit gängigen Modellvarianten von Autos verfügbar sein.
Laut ACEA standen Anfang Juni EU-weit noch 637.218 Fahrzeuge in den Lagern, die die neuen Vorschriften nicht erfüllen – davon 110.000 in Deutschland. Das sagte ACEA der WirtschaftsWoche. Laut ACEA belegen diese Zahlen die „Schwere des Problems“. ACEA hat deswegen kürzlich einen Brandbrief an EU-Kommissar Thierry Breton geschrieben und um sechs Monate Aufschub bei der Umstellung gebeten. Ein Kommissionsinsider sagte der WirtschaftsWoche, Brüssel bewerte den Antrag derzeit. Man habe der Branche aber schon klargemacht, dass es bei Umweltfragen wenig Raum für Kompromisse gebe.
Deutsche Autobauer sehen sich nicht betroffen: Laut BMW und Daimler laufe der Zertifizierungsprozess trotz Corona „planmäßig“. Auch VW sagt man liege „im Zeitplan“ – „es gibt derzeit keine kritischen Engpässe, weder bei uns noch bei Dritten“. Laut VDA arbeitet die Branche „intensiv an Maßnahmen, um entstandenen Zeitverlust aufzuholen und fristgerecht die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen. Die Unternehmen starten dort, wo es notwendig ist, Aufholprogramme.“